Gewichtung für Erwerbstätigen (SC6)

Liebes NEPS-Team,

ich habe Eure Antwort auf die Anfrage zur Gewichtung von März 19 gelesen. Eine kurze Nachfrage: ich führe einfache deskriptive Analysen auf Basis von Erwerbstätigen der aktuellsten Welle durch. Macht es Sinn zu gewichten und falls ja, was ist das Gewicht bzw. wo finde ich es?

Danke!

Viele Grüße

Yvonne

Liebe Yvonne,

für deinen Anwendungsfall gilt im Prinzp das Gleiche: Alle unsere Gewichte sind auf alle Teilnehmenden einer Welle (bzw. mehrerer Wellen im Falle der Längsschnittgewichte) bezogen und standardisiert. Wenn lediglich eine Teilpopulation, z.B. nur die Erwerbstätigen, betrachtet werden, beträgt der Mittelwert der Gewichtungsvariablen nicht mehr 1 und somit entspricht die Summe der Gewichte nicht mehr der Anzahl der Teilnehmenden. In der Startkohorte 6 ist zusätzlich zu beachten, dass die Kalibrierung der Querschnittsgewichte anhand der Verteilungen im Mikrozensus bezogen auf die gesamte Bevölkerung im entsprechenden Altersrange erfolgt.

Insofern stehen für deskriptive Analysen, die nicht das gesamte Sample umfassen, keine Gewichte zur Verfügung.

Viele Grüße,
Uta

Das finde ich wirklich krass. Bei empirischen Analysen hat man doch meistens eine spezifischere Grundgesamtheit als ganze Geburtsjahrgänge. D.h. wenn ich aus meinem unbalanced panel design die NEPS-Teilnehmenden auswähle, z.B. in der jüngsten Welle mitgemacht machen, dann kann ich in der Deskription durch fehlende Gewichtung keine national repräsentative Deskription machen, in denen dann durch ein Querschnittsgewicht z.B. die Untererfassung von Ausbildungslosen korrigiert wäre. Wenn ich das im SUF zur verfügung gestellte Querschnittgewicht verwende, passiert nämlich genau das (zum „Preis“, dass hier nur das Teilsample mit TN in der jüngsten Woche zugrunde liegt). Könntet hier auf dieses Thema noch mal genauer eingehen?

Liebe Janina,

das Argument zu unserer Empfehlung lautet: Ein Gewicht wird für eine bestimmte Population erstellt. Das ist in aller Regel - und auch im Falle der Startkohorte 6 - die (vollständige) Nettostichprobe bzw. die ihr zugrundeliegende Grundgesamtheit. Wenn jedoch nur Subgruppen von Teilnehmenden betrachtet werden, gibt es für diese keine passenden Gewichte in unseren Gewichtungsdaten. Weiterhin sind unsere Gewichte für die vollständige Nettostichprobe standardisiert, so dass die Summe der Gewichte 1 ergibt.

Außerdem korrigieren die Querschnittsgeweichte der SC6 die Verteilungen der Stichprobe auf Basis von Verteilungen des Mikrozensus. Diese Referenzverteilungen sind für die vollständige Grundgesamtheit berechnet worden. In einer Subpopulation können diese Verteilungen sehr unterschiedlich aussehen. Daher ist es unsicher, inwieweit die für die Gewichtung verwendeten Referenzverteilungen auch deskriptive Analysen der Subpopulation wirklich verbessern. Sie dürften sie im Regelfall zumindest weniger zuverlässig korrigieren.

Streng genommen steht für eine Analyse einer Subpopulation also kein Gewicht zur Verfügung. Das gilt umso mehr, wenn es sich um sehr „spezielle“ bzw. anteilmäßig kleine Subgruppen handelt. Was wir jedoch auch empfehlen können, ist, die Verteilungen der gewichteten und ungewichteten Daten im Sinne eines „robustness check“ zu vergleichen.

Zum Thema „national repräsentative Deskription“ sollte man aber auch die Laufzeit der SC6 beachten. Die Panelstichprobe ist vor mehr als zehn Jahren gezogen worden und kann deswegen die aktuelle Grundgesamtheit nicht mehr vollständig abbilden, denn es konnten ja bei der Stichprobenziehung z.B. nicht die Menschen berücksichtigt werden, die in den letzten Jahren aus Syrien oder der Ukraine nach Deutschland gezogen sind. Für die deskriptive Analyse einer Grundgesamtheit sind daher Studien, die für das untersuchte Erhebungsjahr auch eine repräsentative Stichprobe gezogen haben, wahrscheinlich besser geeignet. Wenn man für die mittlerweile 13. Welle eines Panels deskriptive Analysen vornimmt, dienen sie wahrscheinlich eher dem Zweck, die verwendete Stichprobe zu beschreiben. Und dann kann auf eine Gewichtung verzichtet werden.

Mit den besten Grüßen,
Uta