SC6: Wohnortgeschichte in der ALWA Stichprobe

Liebes FDZ,

ich beschäftige mich derzeit mit der Wohnortgeschichte der ALWA-Stichprobe in der SC6. Eine Dokumentation sowie das dazugehörige Fragemodul habe ich nun nach längerer Recherche auf der Homepage des IAB gefunden. Allerdings sind mir folgende Dinge unklar geblieben:

1. Es gibt Personen, die über einen gewissen Zeitraum einen Wohnort angeben, parallel dazu aber auch weitere Wohnorte/ Aufenthaltsorte berichten (die ähnlich lang oder kürzer oder länger sein können). Leider fehlt es an einem Indikator, wonach ich unterscheiden kann, wo sich die Person hauptsächlich aufgehalten hat --> was für meine Fragestellung aber nicht ganz unrelevant wäre. Habt ihr hierzu eine Empfehlung welche Angaben mit einer höheren Wahrscheinlichkeit den Erstwohnsitz (den hauptsächlichen Aufenhaltsort) identifizieren?

2. Da die Wohnorte manchmal nicht chronologisch sind und eine Spell mit höherer Nummer mal laut Datumsangaben eigentlich zwischen Spells mit kleineren laufenden Nummern gehört, kann ich dann davon ausgehen, dass die Spells die Reihenfolge des reportings darstellen? (was mir die Identifizierung im Punkt 1 erleichtert)

Ich freue mich auf eure Antwort.

Viele Grüße

Jacqueline

Hi Jacqueline,
und danke für deine Geduld.

1. Es gibt Personen, die über einen gewissen Zeitraum einen Wohnort angeben, parallel dazu aber auch weitere Wohnorte/ Aufenthaltsorte berichten (die ähnlich lang oder kürzer oder länger sein können). Leider fehlt es an einem Indikator, wonach ich unterscheiden kann, wo sich die Person hauptsächlich aufgehalten hat --> was für meine Fragestellung aber nicht ganz unrelevant wäre. Habt ihr hierzu eine Empfehlung welche Angaben mit einer höheren Wahrscheinlichkeit den Erstwohnsitz (den hauptsächlichen Aufenhaltsort) identifizieren?

Wie du richtig festgestellt hast, erhebt das NEPS (bewusst) nicht nur gemeldete Wohnsitze, sondern alle Aufenthaltsorte, die die Befragten selbst als Wohnorte bezeichnen. Das führt naturgemäß zu parallel-Wohnorten; das wird umso deutlicher, betrachtet man (wie du) die Wohn-Episoden-Erfassung für den Teil der Befragungspopulation, der aus der IAB-ALWA-Studie stammt (also das, was im Datensatz spResidence veröffentlicht wird).¹ Eine weiterführende Abfrage über Häufigkeit und Umfang der Anwesenheit an den berichteten Orten findet nicht statt, und das aus gutem Grund: Diese Informationen sind ja über die Zeit variabel, entsprechend müsste das Befragungsprogram deutlich komplexer gestaltet werden, um sie korrekt zu erfassen.

Was also als angenommener „Lebensmittelpunkt“ verwendet wird, ist also Interpretationssache. Als Empfehlung würde ich persönlich wohl diejenige Episode verwenden, die zum Befragungszeitpunkt am längsten andauert. Das ist zwar natürlich nicht exakt, aber sollte (im Bevölkerungsdurchschnitt) eine eher geringe Abweichung zum Konstrukt „Lebensmittelpunkt“ aufweisen.

2. Da die Wohnorte manchmal nicht chronologisch sind und eine Spell mit höherer Nummer mal laut Datumsangaben eigentlich zwischen Spells mit kleineren laufenden Nummern gehört, kann ich dann davon ausgehen, dass die Spells die Reihenfolge des reportings darstellen? (was mir die Identifizierung im Punkt 1 erleichtert)

Die Episodennummern in den NEPS-Spelldaten spiegeln fast immer² die Berichtsreihenfolge wieder. Die erstberichtete Episode als „Lebensmittelpunkt“ ist natürlich auch ein sinnvoller Weg – so verwendest du automatisch den Ort, der der Befragungsperson als erstes auf die Frage nach dem Wohnort in den Sinn kam.

Ich hoffe, das hilft dir etwas weiter.

Beste Grüße,
Bela

[¹] Einen Stata-Syntaxvorschlag, wie man die episodenhaft erfragten Infromationen mit den querschnittlich erfragten Informationen für den Rest der Befragungspopulation verbinden kann, habe ich im Rahmen einer anderen Anfrage hier im Forum gepostet. «

[²] Die Ausnahme zu dieser Regel ist hier nicht relevant, soll aber genannt sein: Partnerschaftsepisoden werden im erstmaligen Interview von der aktuellen zur ersten Partnerschaft (also gegenläufig chronologisch), und in Folge-Interviews von der letzberichteten zur aktuellsten Partnerschaft (also chronologisch) erfragt. Damit das zusammenpasst, werden die Nummern der Partnerschaften aus Erst-Interviews in der Datenaufbereitung beim Zusammenführen der einzelnen Daten gedreht, sie spiegeln also im jeweiligen Erst-Interview einer Befragungsperson nicht die Berichtsreihenfolge wieder. «

Liebes NEPS-Team,

zum Thema Wohnortgeschichte der SC6 habe ich diesen Beitrag gefunden und dachte, ich hänge meine Frage hier an. Falls nicht gewünscht, kann ich gerne auch einen eigenen Beitrag zum Thema verfassen.
Mein Anliegen: Mein eigener Wissensstand war bislang, dass die (retrospektive) Wohnortgeschichte in der SC6 (bspw. Wohnort mit 16 Jahren) nur für die ALWA Stichprobe erhoben wurde. Ähnliche Infos finde ich z.B. auch in Interviewerhandbüchern und Methodenberichten.
Jetzt habe ich aber zum wiederholten Male vernommen (nicht von euch), dass die Wohnortgeschichte (retrospektiv) auch für die anderen SC6 Teilstichproben nacherhoben wurde. Ich konnte das mit meinen Recherchen, auch im Datensatz, bislang nicht verifizieren. Bestimmt könnt ihr hier relativ einfach Klarheit schaffen. Liegt der Wohnort, beispielsweise zum Zeitpunkt des 16. Lebensjahres, (nur) für die ALWA Stichprobe vor oder für die gesamte SC6?
Lieben Dank im Voraus, Sara

Hallo Sara!

Ich bin leider nicht der SC6-Experte, aber mein Kollege kommt erst nächste Woche wieder.
Laut Methodenberichten sollten sich die Fälle in spResidence auf die ALWA-Fälle beschränken.
Ich habe mal einfach die Variable sample aus CohortProfile an spResidence rangespielt und habe 54 Personen gefunden, die keine ALWAner sind, aber trotzdem im spResidence sind. Das ist auch schon in den Rohdaten so. Auch das Data Manual liefert keine anderen Erkenntnisse. Aber ein Kollege (der nichts vergisst), konnte weiterhelfen.

Er berichtet:
In ALWA (wave==1) gab es eine Anzahl an Menschen, die teilnahmebereit waren, aber nicht deutsch sprachen. Weil das IAB in ALWA keine finanziellen Mittel für fremdsprachige Interviews hatte, wurden diese Personen dann erst in der ersten NEPS- Welle der SC6 (wave==2) interviewt und mit dem Erstbefragteninstrument befragt, in den Folgewellen wurden diese dann aber wie „normale“ Panel-ALWAner weiterbefragt.

Anbei meine Syntax:

use ID_t wave sample tx80105 tx80107 using "SC6_CohortProfile_D_14-0-0.dta", clear
merge 1:1 ID_t wave using "SC6_Methods_D_14-0-0.dta", keepusing(tx80204)

tempvar lang_w2
generate `lang_w2' = tx80204 if wave == 2
bysort ID_t: egen lang_w2 = max(`lang_w2')
label values lang_w2 `: value label tx80204'
drop `lang_w2'
keep ID_t sample tx80105 tx80107 lang_w2

duplicates drop
isid ID_t
tempfile cp
save "`cp'", replace

use "SC6_spResidence_D_14-0-0.dta", clear
merge m:1 ID_t using "`cp'", keep(matched) nogenerate
keep if subspell == 0
tab wave sample, mis

distinct ID_t if sample == 2
distinct ID_t if sample == 1

tab lang_w2 tx80107 if sample == 2, mis

Liebe Sara,

wer auch immer dir das eingeflüstert hat - und mich würde in der Tat diese und deren Quellen interessieren :wink: - der weiß offenbar mehr als wir vom LIfBi-FDZ. Ich habe jetzt nochmals die Befragungsinstrumente für alle bisherigen Wellen durchsucht, ob uns da vielleicht ein Fehler unterlaufen und etwas durchgerutscht ist, aber ich konnte nicht in der Richtung finden.
Also bislang findest du in den NEPS SC6 Daten daher nur eine (hoffentlich) vollständige Wohngeschichte für diejenigen Personen, die ursprünglich aus der ALWA-Befragung stammen.

Beste Grüße,
Benno

Wow, lieben Dank, ihr seid die Besten. Lieben Dank auch nochmal für die Syntax.
Ich bin bei meinen Recherchen (auch im Datensatz) eigentlich zu dem gleichen Schluss gekommen. Aber jetzt kann ich mir ganz sicher sein.

LG Sara
(Die Quelle, die mir das eingeflüstert hat, verrate ich lieber nicht :zipper_mouth_face:)