SC5, selbsteingeschätzte Kompetenzen: Sind Single-Item-Erfassungen ein Problem?

Liebe MitarbeiterInnen des LifBi,

ich habe eine Frage zur NEPS Startkohorte 5.
Und zwar habe ich gestern mit einem Psychologen-Kollegen über mein 
Forschungsprojekt geredet. In diesem verwende ich u.a. folgende 
Variablen:

a.) Einschätzungen der Studierenden zu Kenntnissen in den Fächern 
Mathe, Deutsch, Englisch, EDV (t291525, t291526, t291527, t291528).

b.) t291544 (Ich habe festgestellt, dass mir Kenntnisse und 
Fähigkeiten fehlten, die im Studium vorausgesetzt werden.)

c. t291545 (Insgesamt war ich gut auf das Studium vorbereitet.).

Mein Psychlogen-Kollege sagte daraufhin, dass er es höchst 
problematisch fände, dass die Erhebung von Fähigkieten jeweils nur mit 
einem Item erfolge. In der Psychologie verwende man dafür ganze 
Batterien, die seien reliabel und valide.

Nun ist meine Frage an Sie: Gibt es einen Methodenbericht oder einen 
technical report, aus dem ersichtlich wird, warum die Abfrage der 
subjektiv eingeschätzten Fähigkeiten im NEPS "nur" mit jeweils einem 
Item erfolgt ist? Oder können Sie mir dazu sonst etwas sagen? (Ich 
habe da bis gestern gar nicht drüber nachgedacht, und jetzt 
interessiert mich das schon ziemlich).

Ich bedanke mich für Ihre Hilfe,
freundliche Grüße!

Liebe NutzerIn,

wenn wir über Kompetenzmessungen einerseits und Selbsteinschätzungen hinsichtlich spezifischer Kompetenzen andererseits sprechen, sollten wir uns zunächst im Klaren darüber sein, dass dabei zwei verschiedene Konstrukte thematisiert werden. Für ersteres werden Operationalisierungen benötigt, die beanspruchen können, eine objektivierbare Aussage über die tatsächliche Ausprägung spezifischer Kompetenzen treffen zu können. Letzteres zielt dagegen nicht auf die tatsächlich vorhandene Kompetenz, sondern auf die Selbstwahrnehmung diesbezüglich ab. Welches dieser Konstrukte für Ihre Analysen sinnvoller ist, hängt nun von Ihrer Fragestellung und Ihrem Gegenstandsbereich ab.

Die Ergebnisdaten der Messung tatsächlicher Kompetenzen finden Sie in SC5 – und praktisch allen anderen Startkohorten ebenso – im Datensatz xTargetCompetencies. Eine, zugegebenermaßen momentan noch nicht ganz vollständige – Dokumentation finden Sie auf der Homepage [1] bzw. konkret zu den Kompetenztestungen hier [2]. Darüber hinaus finden sich in diesem Datensatz weitere Angaben zur prozeduralen Metakognition, die möglicherweise für Sie interessant sind.

Um schlussendlich auf die im Titel aufgeworfene Frage zu kommen: Nein, single-item-Messungen sind mitnichten notwendigerweise problematisch und die Validität einer Messung hängt nicht pauschal von der Anzahl der zur Messung verwendeten Indikatoren ab.

Beste Grüße

Simon

[1] https://www.neps-data.de/de-de/datenzentrum/datenunddokumentation/startkohortestudierende/dokumentation.aspx

[2] https://www.neps-data.de/Portals/0/NEPS/Datenzentrum/Forschungsdaten/SC5/9-0-0/SC5_9-0-0_C.zip